Ein Tag mit Ahmad Mansour in Schwabach:
„Was gehört dazu, dazuzugehören?
Schwabach – Mit Ahmad Mansour war ein unermüdlicher Aktivist für Demokratieförderung und Extremismus–Prävention und gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass in Schwabach zu Gast: Der deutsch–israelische Psychologe und Autor ist in Schwabach spätestens seit der Bildungskonferenz 2021 „Bildung zu demokratischer Kompetenz“ bekannt. Nun hat ihn das Bildungsbüro der Stadt mit Unterstützung der Bürgerstiftung Unser Schwabach und der Integrationsstiftung noch einmal eingeladen. Denn: „Für einen Austausch eine Plattform zu schaffen, die Akteure zusammenzubringen, ein Netzwerk zu entwickeln, Perspektiven aufzuzeigen, ist eine klassische Aufgabe der kommunalen Bildungsbüros“, so Jessica Kardeis vom Schwabacher Bildungsbüro. Dieses hatte die Idee zur Veranstaltung und hat diese organisiert.
Bürgerinnen und Bürger konnten abends an der Diskussionsveranstaltung „Was gehört dazu, dazuzugehören? Wie Integration zu einem Gewinn für alle werden kann“ im Hof des Alten DG teilnehmen. In Workshops, die am Nachmittag zuvor stattfanden, arbeiteten in der Bildung Beschäftigte, hauptsächlich Lehrkräfte oder andere Pädagogen, im Haus der Begegnung. Den Akteuren und Akteurinnen aus Schulen, Jugendarbeit und Stadtverwaltung gab Mansour dort Impulse für Strategien und Perspektiven, die Integration von Menschen mit Migrationserfahrung in der Stadt zu fördern.
Mit seinen Kollegen Asmen Ilhan und Yilmaz Atmaca zeigte er anhand von Rollenspielen, dass „Jugendliche hochpolitisch sind und streiten wollen.“ Themen der Rollenspiele waren etwa israelbezogener Antisemitismus und Konflikte, die aus den Herkunftsländern der Migranten nach Deutschland mitgebracht werden. Der Nachmittag diente dazu, den Pädagoginnen und Pädagogen Vorschläge zu machen, welche Denkanstöße im Schulleben wirksam sein könnten und wie Toleranz gegenüber anderen Verhaltensweisen eingeübt werden kann.
In der Abendveranstaltung hielt Ahmad Mansour zunächst einen Impulsvortrag zum Thema Integration. „Integration bedeutet vor allem emotionales Ankommen“, betonte er gleich zu Beginn. Und wichtig sei es auch, Probleme zu benennen, ohne zu pauschalisieren. „Aber dabei Klartext sprechen, Themen beim Namen nennen“, forderte Mansour, der für seine Arbeit am 7. Juli 2022 das Bundesverdienstkreuz erhält. Die drei zentralen Punkte für eine gelingende Integration sind für den Extremismusforscher Gleichberechtigung – nicht nur von Frauen und Männern –, Religionsfreiheit und die Bekämpfung von Antisemitismus. Am Ende seines Referats hob Mansour hervor, dass Integration machbar ist und nur durch die Begegnung funktioniert.
Diese Aspekte nahm Ella Schindler vom Verlag Nürnberger Presse auf, die eine anschließende Diskussionsrunde mit Oberbürgermeister Peter Reiß, Karl Freller, Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, der Historikerin und Landtagsabgeordneten Dr. Sabine Weigand und der Vorsitzenden des Integrationsrats der Stadt, Sandra Niyonteze, moderierte. Niyonteze, selbst auf Frankreich stammend, betonte dabei, wie wichtig es sei, Zeit zum Ankommen zu haben. Und sie benannte aus Erfahrung das Gefühl, ausgegrenzt zu werden.
„Was ist bei allen Fluchtbewegungen gleich?“, war Schindlers Frage an die Historikerin. „Existenzielle Ängste“, lautete Weigands Antwort. „Die könnten mir was wegnehmen“, das dächten viele. Das sei schon bei den Hugenotten so gewesen, die ihr Weißbrot nach Schwabach brachten und damit die Grundlage der hiesigen Bäcker zu gefährden schienen.
Für Karl Freller, das hob er hervor, ist der Gedanke der Gleichheit wichtig. „Und dass Antisemitismus bekämpft wird.“ Ahmad Mansour empfahl, Kinder darin zu trainieren, Gefühle zu erkennen und zu akzeptieren. Nur so könne Empathie für andere entstehen.
Ein wichtiger Punkt in der Diskussion war die Rolle der Sozialen Medien. „Sie sind in der Kommunikation ein wichtiger Faktor. Und sie sind niedrigschwellig“, fand OB Reiß, der selbst über die Sozialen Medien kontaktiert wird. In diesem Punkt waren sich die Diskutanten einig. „Junge Leute erreicht man nur über Social Media“, so Weigand. „Die suchen sich ihre Influencer.“
Anschließende Fragen aus dem Publikum bezogen sich auf die Abwendung der Menschen von demokratischen Prozessen sowie auf den Umgang mit Kriminellen unter Zugewanderten.
Foto1: Die Diskussionsteilnehmenden, Unterstützenden und Organisatorin Jessica Kardeis.
Foto2: Die Podiumsdiskussion
Foto 3: Workshop am Nachmittag
Foto 4: Ahmad Mansour
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